1825 erwarb Sellier Grund und Boden in Prag und erhielt gleichzeitig am 5. August das Privileg zur Herstellung der
Kupferzündhütchen für Perkussionsgewehre. Mit dem Patentrecht der Zündhütchenherstellung für ganz Österreich-Ungarn in der
Tasche fuhr Sellier nach Frankreich. Dort versuchte er den Chemiker Bellot für seine Absichten zu gewinnen, eine eigene
Zündhütchenfertigung aufzubauen. Am 17.Feb. 1826 wurde Bellot Miteigentümer der neuen Firma Sellier&Bellot.
Das größte Leitwesen der Firma stellte sich in den nächsten Jahren heraus. Die Firma durfte nur 12 Lot Knallquecksilber, ca. 200g,
am Tag herstellen. Regierungsseitig hatte man kein Vertrauen zu diesen zwei Franzosen. Das ist eigentlich kein Wunder, denn
Napoleon hatte jahrelang Tod und Leid über Europa gebracht.
Im Jahr 1829 hielt sich Sellier offensichtlich sehr zielgerichtet in Schönebeck auf. Sellier und Bellot hatten erkannt, dass sie die
Mengenbegrenzung von Knallquecksilber in Prag nicht überspringen konnten. Gleichzeitig war aber ein großer Weltweiter Bedarf an
Zündhütchen vorhanden. Insbesondere auch Preußen hatte Nachholbedarf mit seiner Armee und war an einer eigenen Fertigung
stark interessiert. Wesentlich für Sellier war, dass Schönebeck eine günstige geographische Lage an der Elbe hatte.
Der Fluß war zu dieser Zeit die beste Verbindung zum Seehafen Hamburg. Weitaus wichtiger war jedoch, dass die damalige
Königlich Preußische Chemische Fabrik, die spätere Hermania und heute noch bestehende Schirm GmbH, Salpetersäure
produzierte. Diese Säure war unabdingbarer Bestandteil für die Zündsatzfertigung.
Sellier und Bellot stellen einen Antrag beim Magistrat der Stadt Schönebeck zur Errichtung einer Zündhütchenfabrik!
1843 war Sellier & Bellot die drittgrößte Firma im Regierungsbezirk Magdeburg. Nach einer Knallquecksilberexplosion im Jahr 1848
in Schönebeck wurde ein zweiter Standort in Groß Salze, Magdeburger Straße, errichtet und 1947 als Reperationleistung durch die
Sowjetunion demontiert wurde, das Grundstück wurde russisches Millitärobjekt.
Umwandlung der Firma mit Standorten in Prag, Schönebeck und Riga in eine Aktiengesellschaft.
1922 wird die Zündhütchen und Patronenfabrik, vormals S&B, Zweigniederlassung der österreichischen
Waffenfabrikation Wien,
1926 S&B werden Eigentum der Steyr-Werke Wien
1930 S&B gehen in das Eigentum der österreichischen Firma Hirtenberger über
1933/34 S&B geht in das Eigentum der IG Farben über
1948 Enteignung und Zuordnung zur VVB Organa, auch die ehem. LIGNOSE wird der VVB Organa
zugeordnet
1949 Vereinigung zum VEB Sprengstoffwerk I, die Munition wird Produktionsbereich IV
1991 Abspaltung der SK Jagd-u. Sportmunitions GmbH
1992 Privatisierung der SK durch die Finnische Firma LAPUA Oy
1998 Integration in den norwegisch-schwedisch-finnischen NAMMO-Konzern
2002 Die SK wird Europas größter Produzent von Kleinkalibermunition
2004 Umbenennung der Firma in LAPUA GmbH
2004 Festveranstaltung zum 175. jährigen bestehen der Firma, die LAPUA GmbH ist der älteste noch
produzierende Munitionshersteller Deutschlands!
2013 Umbenennung der Firma in NAMMO Schönebeck GmbH
2014 185 Jahre Munition aus Schönebeck
Quelle:Munitionsfertigung in Schönebeck/Elbe, K.-H. Pape, Dr. G. Plenikowski
Schönebeck - die Stadt der Munition
Im Jahr 1898 wird die Norddeutsche Munitionsfabrik als zweite Munitionsfabrik in Schönebeck gegründet, die Firma befand sich
auf dem Grundstück Welsleber-Straße/Otto-Straße (V.-Feldmann-Str.). 1902 geht die Norddeutsche Munitionsfabrik in Konkurs und
wird als Munitionswerke Schönebeck weitergeführt
1920 übernimmt die Lignose AG die Munitionswerke und 1924 endet die Produktion in dieser Produktionsstätte. 10 Jahre später,
1934, wurden die Fabrikgebäude abgerissen und eine Siedlung für die Belegschaft der Lignose gebaut, der heutigen
“Märchensiedlung” Heute noch erhaltene Gebäude sind das ehemalige Verwaltungsgebäude in dem sich eine Einrichtung des
Paritätischen Wohlfahrtsverbandes befindet.
Pierre Daniel Louis Sellier
geb. 1790 in Paris
gest. 7.Feb. 1870 in Leipzig
Jean Maria Nicolaus Bellot
geb. 1797
gest. 24.Mai 1880 in Prag