Der Sohn eines Schreiners studierte in Halle Medizin und promovierte 1791. Im Folgejahr wurde er Stadtphysikus zu Staßfurt, ließ sich
aber für kurze Zeit in Calbe nieder. In der kurzen Amtszeit in Staßfurt gelang es ihm, das Vertrauen breiter Kreise zu gewinnen. Sein
Weggang nach Schönebeck zum 01.07.1794 wurde dort allgemein bedauert. Er trat die Stelle eines Knappschaftsarztes der königlichen
Saline an. Dort schränkte die Auflage, nur die billigsten Heilmittel zu verwenden, die Tätigkeit des sozial denkenden Tolberg stark ein.
Auch seine 1796 vorgebrachte Anregung zum Bau eines Krankenhauses für die Saline fiel den Sparzwängen zum Opfer. T. beobachtete,
daß die Salinebeschäftigten oft an Rheuma und Gicht, die Kinder an Ausschlägen und Flechten litten. Zu dieser Zeit nahmen die
Seebäder ihren Aufschwung. Der Aufenthalt dort hätte die Leiden gemildert oder geheilt. Da es sich bei den Patienten oft um arme Leute
handelte, musste darauf verzichtet werden. Im Jahre 1800 lernte Tolberg die bei Elmen geförderte Sole, als Hausmittel kennen. Im August
1801 ließ er eine versteckte Grube anlegen und führte mit minderwertiger Sole Versuche durch. Seine ersten Patienten waren
Jugendliche mit Geschwüren und Drüsenverhärtungen, die bereits nach zweiwöchigen Kuren als geheilt entlassen werden konnten. Von
diesen Erfolgen beeindruckt, kamen fortan meist arme Leute, um die Badegrube zu nutzen oder Sole zu holen. Ende 1801 unterbreitete
Tolberg dem Staatsminister Freiherr von Struensee die Bitte, zwei bis drei Badekabinette einrichten zu dürfen. Ein ausführlicher Bericht
von ihm wurde eingefordert. Tolberg schilderte seine Erfahrungen und nannte zugleich Möglichkeiten für einen kostensparenden Bau. Er
ließ einige Flaschen Sole vom Administrator Karl Hermann, dem Leiter der Königlichen Preußischen Chemischen Fabrik auf dem
Salinenhof, analysieren und schickte sie nach Berlin. Das Gutachten des Kollegiums fiel sehr gut aus. Am 21.09.1802 erging ein
Spezialbefehl des Königs, der den Bau eines größeren Badehauses in Aussicht stellte und die Errichtung eines kleineren Gebäudes für
die Salinearbeiter sofort befahl. Dieser Befehl ist die Geburtsurkunde des ältesten Solbades Deutschlands. Inzwischen hatte sich während
des Sommers 1802 ein reger Badebetrieb entwickelt, so dass sich Tolberg mit größeren Plänen trug. Auf seine Anregung hin wurde 1803
der Bau eines massiven Badehauses mit vier Badekabinetten angeordnet. Das neue Bad hatte großen Zuspruch, die Erfolge waren
augenfällig. Tolberg wurde zum Badearzt ernannt. Trotz der bedeutenden Überschüsse, die das Bad erwirtschaftete, entschloss man sich
erst 1811, ein neues Badehaus mit zehn Badewannen erbauen zu lassen. Auch dieses erwies sich sehr bald als zu klein, so dass sich
ständig Erweiterungen nötig machten. Dem Anliegen Tolbergs stand nicht nur die Sparsamkeit des Schönebecker Salzamtes gegenüber,
sondern auch der Kampf gegen vorgefasste Meinungen. Er wies stets darauf hin, dass die Sole kein Allheilmittel sei, versäumte es aber
gleichzeitig nicht, auf die Vorzüge des Bades Elmen hinzuweisen. Er wusste das Gradierwerk als Inhalatorium zu nutzen, da die dortige
salzhaltige Luft sich günstig auf die Atemwege auswirkte. Er entfaltete eine rege schriftstellerische Tätigkeit, um seine Erkenntnisse von
der Heilkraft der Sole publik zu machen. Die Anerkennung in medizinischen Fachkreisen ging mit der finanziellen Anerkennung durch
seine Vorgesetzten einher. Ab 1806 wurde Tolberg unter Würdigung seiner großen Verdienste der sechste Teil der Einnahmen des Bades
zugebilligt und ihm der Betrag für die letzten beiden Jahre nachgezahlt. Bis dahin hatte er uneigennützig und ohne Entschädigung zum
Wohle der Heilstätte gewirkt. 1827 konnte das 25jährige Bestehen des Bades gefeiert werden - ein großer Triumph für den Arzt. Schon
seit 1825 war er jedoch den großen beruflichen Anforderungen körperlich nicht mehr gewachsen. Er gab das Amt des Knappschaftsarztes
auf und widmete sich ausschließlich dem Bade. Im September 1831 erlag er der Bauchwassersucht.
Quelle:Magdeburger Biographisches Lexikon, Dr. Guido Heinrich
Dr. med. Johann Wilhelm Tolberg
Mediziner
geb. 24.10.1762 Iserlohn
gest. 17.09.1831 Schönebeck